Bayreuth Baroque 26. November 202421. Dezember 2024 Ethische Standards müssen eingehalten werden! Von Sabine Steininger – Wie in der Ausgabe des Nordbayerischen Kurier vom 19.11.24 berichtet, hat der Bayreuth-Kenner und Kulturjournalist Axel Brüggemann auf dem Portal BackstageClassical unter dem Titel „Absolutismus bei Bayreuth Baroque“ einen Beitrag veröffentlicht, in dem er von einem fragwürdigen Umgang des Künstlerischen Leiters Max Emanuel Cencic gegenüber Mitwirkenden des Festivals schreibt. Dort ist u.a. von übergriffigen Textnachrichten und Handgreiflichkeiten die Rede. Im Nachgang wurde den im Bayreuther Stadtrat vertretenen Fraktionen von einem Redakteur des Nordbayerischen Kurier (NK) ein Fragenkatalog übersandt, dessen Beantwortung allerdings nur zu einem Bruchteil Eingang in die neuerliche Kurier-Berichterstattung vom 23./24.11.24 fand. Nachstehend die Fragen des NK sowie die Antworten unseres Fraktionsmitglieds Stefan Schlags, der die Fraktion im Kulturausschuss vertritt. Bayreuth Baroque wird mit über 300.000 Euro von der Stadt gefördert. In diesen Zusammenhang möchte ich (NK) folgende Fragen an Sie richten: Nordbayerischer Kurier: Ist es sinnvoll, bei der Entscheidung über finanzielle Förderungen die Einhaltung ethischer Standards, die nach Allgemeinempfinden als unbedenklich gelten, zu berücksichtigen? Stefan Schlags: Selbstverständlich! Bayreuth Baroque ist der größte Posten bei den freiwilligen Leistungen im Bereich Kulturförderung. Wir vergeben das Geld der Bayreuther Bürgerinnen und Bürger. Die dürfen und müssen erwarten, dass wir solche Kriterien berücksichtigen Nordbayerischer Kurier: Sollten sich die Vorwürfe gegenüber Cencic erhärten oder gar bewahrheiten: Befürchten Sie, dass durch die Förderung ein zweifelhaftes Licht auf die Stadt Bayreuth fallen könnte?Stefan Schlags: Ausgerechnet in dieser Woche haben wir die von uns in den Haushaltsberatungen geforderte Antwort auf unsere Anfrage zur genauen Aufschlüsselung der Kosten erhalten. Statt Zahlen zum Budget haben wir Statistiken zur BesucherInnenstruktur und Pressespiegel erhalten. Wenn das Festival nach Meinung der Veranstalter seine Berechtigung vor allem durch die Öffentlichkeitswirkung bezieht, sind die negativen Meldungen umso schädlicher. Nordbayerischer Kurier: Kann es Aufgabe der Stadtverwaltung, etwa in Person der kommenden Kultur- und Wirtschaftsreferentin Eva Christina Bär, sein, das Gespräch zu den Verantwortlichen des Festivals zu suchen um zu vermitteln oder zu mahnen? Stefan Schlags: Auf jeden Fall! Der Fall Bayreuth Baroque ist ein typische Situation der Kulturpolitik: für Verantwortliche ist es allemal bequemer, ein fertiges Festival teuer einzukaufen als eigene Akzente zu setzen, die die gesamte Stadtgesellschaft einbeziehen. Der vorherige Kulturreferent ist dieser Versuchung erlegen, massiv unterstützt durch die CSU im Stadtrat. Die Äußerungen des Oberbürgermeisters waren daher zu erwarten, sind aber nicht zu akzeptieren. Nordbayerischer Kurier: Ganz allgemein: Sehen Sie seitens der Stadt Bayreuth Handlungsbedarf, damit das Festival als Produkt inhaltlich keinen Schaden nimmt? Stefan Schlags: Wir haben als Fraktion nie einen Hehl aus unserer Position gemacht, dass wir die Förderung durch die Stadt ablehnen. Für eine Stadt unserer Größenordnung ist die Förderung der Richard-Wagner-Festspiele eine gewaltige Aufgabe. Um daneben noch eine möglichst breite und demokratische Kulturszene zu fördern sowie eine gute Bespielung der Stadthalle nach der Sanierung zu gewährleisten, bleibt kein Geld für ein Festival für eine sehr beschränkte Zielgruppe,Was im Markgräflichen Opernhaus passiert, ist in allererster Linie Sache des Freistaats als Besitzer der Immobilie. Es ist ein Unding, dass ein großer Teil der Fördermittel dafür verwendet wird, dessen entgangene Besucherentgelte an Aufführungs- und Probentagen zu ersetzen.